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- Zeitsprünge : Forsc...
- Jahrgang 27 (2023)
- Heft 1-2
- Aufklärerische Auto...
- Author
- published
- Thu Feb 15 2024
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E-ISSN: 2751-515X
P-ISSN: 1431-7451
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248-269
- abstract
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Der Aufsatz soll nicht zuletzt zeigen, dass es sich keineswegs empfiehlt, den auf Annie Ernaux zurückgehenden Begriff ,Autosoziobiographie‘ ausschließlich auf Texte der jüngsten Vergangenheit zu beziehen. Vielmehr erscheint es lohnend, die Forschung zu diesem Genre stärker historisch auszurichten, als es bislang geschehen ist. So kann ein Werk der Aufklärungsepoche wie Ulrich Bräkers Lebensgeschichte und Natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg (1788/89) sinnvollerweise als Autosoziobiographie gelesen werden, wenn man seiner gesellschaftskritischen Dimension die ihr gebührende Bedeutung beimisst. Und es existiert ein weiteres aktuelles Konzept, das dem Verständnis der Lebensgeschichte zuträglich sein kann: dasjenige der Intersektionalität. Denn gekennzeichnet ist der Text wesentlich dadurch, dass sozioökonomische Gegebenheiten darin eng mit Gender-Fragen und auch mit Aspekten kultureller Differenz verwoben sind.
The essay tries to show that it is by no means recommendable to apply the term ,autosociobiography‘, which goes back to Annie Ernaux, exclusively to texts of the recent past. Rather, it seems worthwhile to give research on this genre a more historical orientation than has been done so far. Thus, a work of the Age of Enlightenment, such as Ulrich Bräker's Lebensgeschichte und Natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg (1789), can plausibly be read as an autosociobiography, provided that the sociocritical dimension of the text is given the importance it deserves. And there is another current concept which can be brought into connection with Bräker's work in an illuminating way: that of intersectionality. This is mainly because the Lebensgeschichte vividly demonstrates how closely socioeconomic questions are often interwoven with aspects of gender and problems of sexual morality.