- A-Z
- Zeitsprünge : Forsc...
- Jahrgang 27 (2023)
- Heft 1-2
- „… daß in einer dor...
- Autor(in)
- Erschienen
- 15. Februar 2024
- ISSN
-
E-ISSN: 2751-515X
P-ISSN: 1431-7451
- DOI
- Seitenbereich
-
224-247
- Zusammenfsg.
-
Der Beitrag untersucht die vor allem in bildungsbürgerlichen und wissenschaftlichen Periodika in Süddeutschland und der Schweiz ausgetragene Diskussion um die chiliastische Deutung des Bergsturzes von Goldau (1806) durch den Arzt und Laientheologen Johann Heinrich Jung-Stilling im Kontext der spätaufklärerischen Debatten um den Schwärmerbegriff. Als Ursache für die vehement negativen Reaktionen in der Presse kommen zeitliche und sachliche Zusammenhänge mit religiös nonkonformen Bewegungen in den Blick, die im Kontext der napoleonischen Besetzung bzw. der Koalitionskriege als zusätzliche Bedrohung der gesellschaftlichen Stabilität wahrgenommen wurden. Es wird gezeigt, wie Jung-Stilling den Mediendiskurs gezielt in Anspruch nahm, um Ereignisse in durchaus populistischer Weise für seine Anliegen ‚auszuschlachten‘, während es der etablierten Presse darum ging, die Diskurshoheit zurückzugewinnen, und zwar durch eine Strategie der Resistenz gegenüber Jung-Stillings Ansichten als einer vermeintlich vorübergehenden ‚Modeerscheinung‘. Die öffentlich ausgetragene Debatte wird als Teil einer Entwicklung interpretiert, die Kontinuitäten von der Spätaufklärung zur Romantik bzw. den Erweckungsbewegungen markiert.
This article examines the discussion about the chiliastic interpretation of the Goldau landslide (1806) by the physician and lay theologian Johann Heinrich Jung-Stilling, and puts it in the context of late Enlightenment debates about the concept of the “Schwärmer”. The debate was mainly fought out in southern Germany's and Switzerland's middle-class educational and scientific periodicals. The article suggests that temporal and material connections with religiously nonconformist movements were the cause for the vehemently negative reactions in the press, which were perceived as an additional threat to social stability in the context of the Napoleonic occupation or the Coalition Wars. Jung-Stilling deliberately used the media discourse to ‘exploit’ events in a somewhat populist manner, while the established press strove to regain discourse sovereignty through a strategy of resistance to Jung-Stilling’s views, deeming them a temporary ‘fad’. The article interprets this public debate as part of a development that marks continuities from the Late Enlightenment to Romanticism and the Revival Movements.