- Autor(in)
- ISBN
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978-3-940878-54-0
- DOI
- Seitenbereich
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94 - 103
- Zusammenfsg.
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Der vorliegende Beitrag leistet einen Überblick über die psychologische Forschung zu Verschwörungsglauben und speziell dem Konzept der Verschwörungsmentalität. Dieses wird in Beziehung gesetzt zu antisemitischen Weltbildern, speziell dem strukturellen Antisemitismus. Er zeichnet nach, inwiefern die manichäische Imagination übermächtiger Strippenzieher*innen sich sowohl im Antisemitismus als auch in personalisierender Kapitalismuskritik und modernen Verschwörungsmythen wiederfindet. So entspringen Verschwörungserzählungen und das Schimpfen auf moralisch verkommene Manager*innen einer ähnlichen Weltsicht wie das antisemitische Ressentiment, auch ohne explizite Referenz auf die Jüdinnen*Juden. Diese Haltung, so wird abschließend argumentiert, hat nur wenig mit einer ernstgemeinten Kritik an gesellschaftlichen Zuständen, dafür umso mehr mit der Aufkündigung von jeglichen gesellschaftlichen Vermittlungsprozessen zu tun und ebnet so den Weg zu Gewalt und Radikalisierung.