- Autor(in)
- ISBN
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978-3-940878-51-9
- DOI
- Seitenbereich
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74 - 85
- Zusammenfsg.
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Die Geschichte der Sinti und Roma erzählt die einer jahrhundertelangen Verfolgung. Nach 1945 endeten zwar die nationalsozialistischen Morde, doch die gesellschaftliche Ausgrenzung blieb bestehen und wurde auch in der DDR durch juristische und sozialpolitische Instrumente gestützt. Die Polizei war mit weitreichenden Informationen und Befugnissen ausgestattet und verharrte vielfach im stigmatisierenden Denken, das durch die Gesetzeslage stabilisiert wurde. Die Behörden ignorierten die Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus, verweigerten ihnen Unterstützung und kriminalisierten sie beim geringsten Anlass. Insbe-sondere Frauen waren betroffen, denn auf sie zielten rassistische, soziale und sexualisierte Vorurteile. Das Beispiel einer überlebenden Sinteza zeigt ihre fortgesetzte Ausgrenzung, die von einem Rahmen bestimmt wurde, den die Narrative der ehemaligen NS-Täter*innen setz-ten. Ihre Existenz wurde auch nach 1945 mit dem Argument der „Asozialität“ mehrmals von Polizei und Behörden zerstört. Das Stigma „Asozialität“ vereinte Gesellschaft und Herrschaft auf asymmetrische Weise und zerfiel mit dem Jahr 1989 nur oberflächlich.