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2. Blatt
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sk. Leipzig, 19. Sept. Nachdem schon vor einigen Wochen das Außengerüst des Völkerschlachtdenkmals bis auf die Aufzugsrüstung gefallen ist, hat man nunmehr auch das Innere des Denkmals vollständig von dem Rüstungswerk befreit. Der Eindruck, den jetzt die zweifach geteilte Kuppel in ihrer monumentalen Größe auf den Beschauer macht, ist ein überwältigender. Durch die vier großen Bogenöffnungen flutet ein Meer von Licht und läßt sowohl die Figuren in der Ruhmeshalle wie auch die Figuren in der Krypta in ihrer ganzen einzigartigen Schönheit zur Geltung kommen. Die heroischen und doch gleichzeitig Leid verratenden Züge der Kriegergestalten ziehen jedermann in ihren Bann, sie versetzen den Betrachtenden in dieselbe Stimmung, die die leidtragenden Gestalten zum Ausdruck bringen sollen. Wenn erst noch der dunkel gehaltene, geschliffene schwedische Granitfußboden, der in der Mitte ein großes Kreuz zeigt, fertig gelegt ist, wird das Gesamtbild noch eine beträchtliche Verschönerung erfahren und noch mehr zu Herz und Gemüt sprechen. Die vier großen allegorischen Figuren in der Ruhmeshalle: Opferwilligkeit, Tatkraft, Glaubensstärke und Deutsche Volkskraft, die zusammen allein eine viertel Million Mark herzustellen kosten, gehen nun ebenfalls ihrer Vollendung entgegen. Ueberwölbt von der riesigen Kuppel lassen diese Meisterwerke der steinbildnerischen Kunst den Besucher erschauern. Dazu kommen noch die 324 Reiterfiguren ober in der Kuppel, die gleichsam einen Siegeszug heimkehrender Krieger zur Darstellung bringen sollen. Alles das ist einzig in seiner Art. In der nächsten Zeit wird auch ders elektrisch betriebene Fahrstuhl in Benutzung genommen werden. Man kann mit demselben bis zu einer Höhe von 60 m im Denkmalsinnern hoch gelangen, bis zum obersten Austritt des Denkmals. Von hier hat man eine herrliche Fernsicht bis nach dem Erzgebirge, dem Thüringer Wald, ja sogar bis zum Brocken. Das Stadion, das in Verbindung mit dem Denkmal projektiert ist (es soll gewissermaßen einen Vorhof, einen Ehrenhain zum Denkmal bilden), wird im Jahre 1914 in Angriff genommen werden. Das Stadion erfordert weit über 1 Million Mark. Von dieser Summe stehen bisher etwa 350 000 Mk. zur Verfügung. Den Platz wird die Stadt Leipzig jedenfalls unentgeltlich zur Verfügung stellen.
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