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- Zeitsprünge : Forsc...
- Jahrgang 26
- Heft 3-4
- Imagination as Anth...
- Autor(in)
- Erschienen
- 15. September 2022
- ISSN
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E-ISSN: 2751-515X
P-ISSN: 1431-7451
- DOI
- Seitenbereich
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329-355
- Zusammenfsg.
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Der Aufsatz untersucht, inwiefern das Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft konstitutiv für eine Weltwahrnehmung und Welterfahrung ist, die sich aus wissenschaftlichen Entwürfen herauskristallisiert. Mit einem Fokus auf die Frühe Neuzeit wird anhand mehrerer Fallstudien dargelegt, auf welche Weise das künstlerische oder, allgemeiner, das ›ästhetische‹ Imaginäre dazu beiträgt, wie der Mensch sich selbst in der Welt begreift. Im ersten Teil werden zwei klar voneinander getrennte Praktiken der Imagination präsentiert: die bloße Fiktion und die wissenschaftliche Imagination. Die Arbeitshypothese besteht darin, dass die Imagination, die in erster Linie auf der Ebene der ästhetischen Ausdrucksformen agiert, eine doppelte Funktion innehat: die der ›Weltgestaltung‹ und die der ›anthropologischen Topik‹. Im zweiten Teil wird diese These auf zwei Fallstudienfelder angewendet – nämlich auf imaginäre Reisen und utopische Sprachen. In einem dritten Abschnitt wird schließlich untersucht, wie Leibniz und Descartes die Idee der modernen Wissenschaft als rationales (und rationalistisches) Projekt präsentieren, indem sie auf bekannte Topoi des ästhetischen und literarischen Imaginären der Renaissance zurückgreifen. Das Werk von Descartes als Werkstatt eines epistemischen und deutlich formulierten Rationalitätsentwurfs entpuppt sich schließlich als der Ort, wo literarische und künstliche Topoi in epistemische Figuren verwandelt werden.