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- Zeitsprünge : Forsc...
- Jahrgang 26
- Heft 1–2
- »As Brittle as the ...
- Autor(in)
- Erschienen
- 1. Juli 2022
- ISSN
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E-ISSN: 2751-515X
P-ISSN: 1431-7451
- DOI
- Seitenbereich
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18-35
- Zusammenfsg.
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Dieser Beitrag betrachtet die Spiegelszene in Akt 4, Szene 1 von Shakespeares Historiendrama Richard II im Kontext der Erzähltradition zu ›imperial mirrors‹. Legenden über teleskopische oder prognostische Spiegel, die (Tudor-)Herrschenden die absolute visuelle Kontrolle über ihr Reich verleihen, finden sich in zahlreichen Varianten im literarischen Diskurs des 16. und 17. Jahrhunderts. Richards Interaktion mit seinem Spiegel(bild) und seine letztendliche Zerstörung desselben greifen zentrale Komponenten solcher Texte auf. Gleichzeitig invertiert Shakespeare jene Motive und beraubt Richards Imperialspiegel seiner eindeutigen Funktion als Technologie der Macht. Der Beitrag nähert sich der Modifikation des Macht-Spiegel-Konnexes in Richard II von drei Perspektiven: Diskutiert wird erstens die Entmachtung des Königs als Konsequenz seiner fehlenden oder fehlerhaften Kontrolle von Sichtbarkeiten, zweitens die Entstehung von Brüchen in und mit der königlichen Ahnenreihe durch monarchisch-maskulines Versagen und drittens das Zerbrechen des Spiegels als Symptom und Ergebnis der Entkoppelung von Körper und Krone. König Richards invertierter Imperialspiegel multipliziert seine Autorität nicht, sondern reflektiert ihren Verlust. Der Beitrag zeigt, wie Shakespeare sich in der Spiegelszene die Umkehr etablierter Ansichten zunutze macht, um bestehende Machtstrukturen zu hinterfragen sowie die Zerbrechlichkeit der Autoritäten und Identitäten von Machthabenden offenzulegen.