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Jenaische Zeitung, 15.6.1913 Berliner Stimmungsbilder. Von Paul Lindenberg. […] Eine ganze Zahl von ihnen tritt uns in der am letzten Mittwoch eröffneten Bildnissammlung in der Bauakademie, die von nun an eine für sich gesonderte wichtige Ergänzung der Nationalgalerie bildet, entgegen. Die Anregung, eine derartige Porträtgalerie zu schaffen, ging bereits vom alten Kaiser aus, der hierzu mehrfach den Kultusminister aufgefordert: „um der Nation ihre großen Männer und deren Wirksamkeit gegenwärtig zu halten.“ Aber es blieb nur bei Anfängen, und diese, in Gestalt einer Reihe von Bildnissen, wurden in die übrigen malerischen Schätze der Nationalgalerie eingeschachtelt, in der sie durchaus nicht zu der gewünschten Geltung gelangten. Jetzt endlich hat es der umsichtige neue Leiter der Nationalgalerie, Professor Dr. Ludwig Justi, durchgesetzt, daß der Plan seine längstgehegte Verwirklichung fand, und zwar in ganz vortrefflicher Weise im ersten Stockwerk der alten Schinkel’schen Bauakademie. Wahrscheinlich ist dies kein endgültiges Heim, aber vorläufig genügt es in seiner sorgfältig durchgeführten Herrichtung, wie wir es ja hier auch nur mit einem Anfang zu tun haben, einem sehr guten und vielversprochenen Anfang. Etwa 150 Bildnisse – Oelgemälde, Pastelle und Zeichnungen, zu denen sich mehrere Skulpturen gesellen, die Mehrzahl von hervorragenden Meistern stammend – vergegenwärtigen uns eine Reihe der Hohenzollernschen Fürsten, bedeutender Feldherren, Gelehrten, bildender und darstellender Künstler, Dichter usw., zurückgehend bis zum Zeitalter der Reformation. Die ganze Anordnung ist eine sehr gewählte und glückliche, die an sich verhältnismäßig kleinen Räume in ihrer gedämpften Tongebung ermöglichen eine eingehende Betrachtung und, wenn man so will, eine intime Rücksprache mit jenen, denen wir hier im Bilde gegenüberstehen und die meist auf den verschiedensten Gebieten soviel zur Größe und zum Ruhm unseres Vaterlandes beigetragen. Möchten sich in der gegenwärtigen Generation wie in den sich anschließenden, recht viele Männer finden, die verdienen, daß sie dereinst in dieser Berliner Walhalla vertreten sind – das ist auch ein Wunsch zum frohen Jubiläumsfeste!
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- 1913