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Jenaische Zeitung, 26.4.1913 Tagesbegebenheiten. Als Antwort auf die Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg.“ betr. des Ausstellungsverbotes Wernerscher Bilder veröffentlicht der Künstler in der „Vossischen Zeitung“ eine Erklärung, die folgenden Wortlaut hat: „Wozu der Lärm? Die gestrige Mitteilung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ bestätigt, daß vom Auswärtigen Amt meine Bilder „Die Kapitulationsverhandlungen in Donchery“ und „Kriegsgefangene“ beanstandet worden sind; nach meinem Tagebuche vom 10. Januar d. J. auch das andere Diorama „Bismarcks Zusammentreffen mit Napoleon“. Ob bezüglich dieses letzteren ein Irrtum vorliegt, weiß ich nicht, jedenfalls notiere ich in meinem Tagebuche nur Tatsachen und keine Unwahrheiten. Da ich aber zwischen der Bedeutung der obengenannten Bilder und der bildlichen Darstellungen von „Moltke vor Paris“, „Die Kaiserproklamierung in Versailles“ und des „Siegesdenkmal-Frieses“ sowie von anderen in der Liste vom 15. Oktober 1912 aufgeführten Bildern von mir durchaus keinen Unterschied vom politischen Gesichtspunkte aus zu finden vermochte, so zog ich meine Vorschläge in dem Schreiben an die Ausstellungskommission vom 20. Dezember 1912 mit der Motivierung zurück, daß ich eine Kollektivausstellung ohne die vom Auswärtigen Amt beanstandeten Bilder für unmöglich halte. Aus künstlerischen Gründen natürlich, weil die drei Sedanbilder ein künstlerisches Ganze bilden, und weil ich dem völlig harmlosen Bilde „Kriegsgefangen“ besonderen Wert beilege. Warum, das ist meine Sache. Daß man auf die kleinen Eigentümlichkeiten unserer westlichen Nachbarn und des Auslandes überhaupt an maßgebender Stelle selbst auf künstlerischem Gebiete gebührend Rücksicht nimmt, war mir bekannt, seit Fürst Bismarck 1876 die Ausstellung meines Siegesdenkmalbildes auf der Weltausstellung in Philadelphia untersagte. Ich bin ja kein Neuling auf dem Gebiete des Ausstellungswesens und weiß gewissen delikaten Situationen Rechnung zu tragen, worüber in meinem soeben veröffentlichten Buche Näheres zu erfahren ist. Ich war nur verwundert, daß mir weder vom Auswärtigen Amt noch von der Ausstellungskommission irgend eine direkte Mitteilung rechtzeitig zugegangen war. Fürst Bismarck wußte bei ähnlichen Veranlassungen den Weg zu mir zu finden und ein Blatt Papier von der Wilhelmstraße nach der Potsdamer Straße würde auch seinen Weg gefunden haben, und der ganze Lärm wäre vermieden worden. Erst heute erfahre ich aus der Mitteilung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, daß von den 24 Bildern meiner Liste 22 ausgewählt worden seien. Von wem? Ganz genau ist die Mitteilung auch nicht, denn meine Liste führte wohl 23 Nummern, aber unter diesen Nummern einige Zyklen von sechs und sieben Bildern auf. An eine Gesamtausstellung dieser Bilder war wegen des beschränkten Raumes nicht zu denken, und so zeichnete ich in den mir zugesandten Grundriß des Saales Nr. 1 die Bildet nach ihren genauen Maßen ein, deren Aufstellung dort möglich war. Da drei Wände durch die zusammenhängend aufzustellenden drei Sedandioramen in Anspruch genommen waren, blieb nur noch für sehr wenige von den in meiner Liste aufgeführten Nummern Platz. Die Ausstellungskommission ist in der Lage, diese Zeichnung vorlegen zu können. Selbstverständlich bin ich seit jener Zeit der von keiner Seite widersprochenen Meinung gewesen, daß gewisse Bilder von mir „bedenklich und staatsgefährlich“ sind. A. v. W. Auf die Antwort der „Nordd. Allg. Ztg.“ kann man mit Recht gespannt sein.
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- 1913