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Jenaische Zeitung, 23.4.1913 Jenaer Studentenkunst. Zur Ausstellung im Eichplatzfenster der Frommannschen Buchhandlung. „Zur Kunst- und Kulturgeschichte sowie zur Ausübung des Heimat- und Denkmalschutzes gehören unbedingt einige Kenntnisse in der Heraldik, und wenn diese mehr als bisher im Kreise der Gebildeten Beachtung findet, so muß das mit der Zeit auch wohltuend auf die Hebung der studentischen Heraldik zurückwirken. Vorläufig heißt es: Wer hat den größten Mut, bahnbrechend vorzugehen?“ Mit diesen Worten schließt eine „Zur Hebung der studentischen Heraldik“ benannte 40 Seiten lange Abhandlung in der „Aura academica 1913“, eine Abhandlung, die ich in ihrer Theorie und Praxis als vollkommen verfehlt bezeichnen muß. Wie sich in den Köpfen der Fach- und Kanzleiheraldiker alten Stils die heutige Welt malt, zeigen die der Abhandlung beigegebenen Abbildungen, die ich unter dem großen Adlerwappenbilde des BDSt. angebracht habe. Man weiß nicht recht, ob man über die jedem modernen Geschmack ins Gesicht schlagende Naivität der Darstellung lachen oder sich darüber empören soll, daß uns Studenten im Jahre 1913 derartige künstlerisch völlig minderwertige Sachen als gute Beispiele „stilgerechter“ Reform vorgesetzt werden. […] Nicht „einige“, nein umfassende Kenntnisse in der Heraldik muß ein Reformator der Studentenkunst besitzen und was noch wichtiger ist, er muß neuzeitlichen Geschmack und moderne Ansichten haben! Und wie dann ein „stilgerechtes“ Wappen aussieht, zeigen die im steten Zusammenarbeiten von Verbindungsstudent, Heraldiker und Künstler entstandenen Stücke der Jenaer Reformbewegung. Es hat lange gedauert, ehe ich erkannte, daß die von den maßgebendsten Heraldikern aufgestellten Behauptungen veraltet und durch die Stilentwicklung längst überholt waren. Von dem Augenblick an, wo ich mich auf den Standpunkt stellte, daß nicht der heraldische, sondern der künstlerische Wert eines Wappens der höhere sei und somit alle Brücken zur „guten alten Heraldik“ abbrach, machte sich der Erfolg meiner Bewegung bemerkbar. […] Ein Reformator kann und darf niemals leise auftreten und der Stilcharakter einer Bewegung, die sich allen feindlichen Gewalten zum Trotz durchkämpfen muß und durchkämpfen wird, soll und muß ein kraftvoller und harter sein. Das sei denen gesagt, die mit Gebilden verweichlichter Kunstrichtungen ein für Männer bestimmtes Kunstgebiet reformieren wollen. Ihre Mitarbeit lehnen wir ab; wer die Kraft in sich fühlt, in unserem Sinne an dem großen Werke mitzuarbeiten und auch vor dem Kampf nicht zurückschreckt, der sei herzlich willkommen. Noch viel Verdienst ist übrig! Max Loeding.
- Rubriken Kunst
- 1913