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Jenaer Kunstverein (DR), (DKR), (WR), (NSD/NS), (DDR), (BRD), (20.12.1903 - 1937; XX.02.1990 -)
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Jenaische Zeitung, 5.3.1913 In der Kunstausstellung. Der Himmel klar und sonnenflimmernd, ein gold’ner Hauch auf Busch und Baum, die ganze Welt so hell und schimmernd wie ein Böcklin’scher Frühlingstraum. Die erste Amsel schlug im Grunde, das erste Veilchen war erwacht – das war so recht die rechte Stunde, die jedes Herz empfänglich macht, die jedes Herz läßt schneller schlagen für all das Schöne rings umher, daß wir begeistert steh’n und sagen: „Wer doch jetzt auch ein Maler wär‘!“ – So ganz erfüllt von Daseinsfreude, von dieses Tages Glanz und Schein, trieb’s mit geheimer Macht mich heute ins Volkshaus, in den Kunstverein. Der Saal war leer. – Mich tat’s nicht härmen, mich freute dieses Zufalls Gunst, da konnt‘ ich umso besser schwärmen im Anblick all der hehren Kunst. – Ich hob den Blick. Und senkt‘ ihn wieder. Ich rieb das Auge, putzt‘ mein Glas, ich schaute auf, ich schaute nieder – – Sankt Lukas, ja, was ist denn das?!? Schlugst meine Augen Du mit Blindheit? Hast meine Sehkraft Du verwirrt? Hab‘ weit zurück zu meiner Kindheit Kaleidoskop ich mich verirrt? Sind’s jähen Fiebers Spukgestalten, die dort mich äf[f]en an der Wand? Kam durch unheimliche Gewalten Die Schöpfung außer Rand und Band? – Ich stand betäubt. – Es waren Bilder! Das merkte endlich doch mein Sinn, es gab ja Rahmen, gab ja Schilder und roch nach Oel und Terpentin. Nun also! – nur nicht gleich verzagen, ich faßte Mut und ging herum: Hier hielt ein Mann (?) sich seinen Magen, gefärbt mit Caput mortuum, dort reckten ihre gelben Leiber in der Verzeichnung bitt’rer Qual ein paar bedauernswerte Weiber bei eines Wasserfalles Strahl. Hier scherzten rot und gelbe „Ochsen“, - wenn mich nicht ganz der Anschein trog – dort sah man irgendwas sich boxen, „Die Katzen“ – heißt’s im Katalog. Tiefsinnig saß ein weißer Köter vor einer rätselhaften Welt – er hält sie wohl für Butterbröter, weil er nicht vor Entsetzen bellt. – Und Gäu[l]e gab’s – von Dimensionen, wie Hagenbeck selbst nie geschaut, gekreuzt aus Zwiebeln und Zitronen, bald gelb gestrichen, bald geblaut! Da war ein Bild „Die Angst des Hasen“. Ach, diese Angst verstand ich wohl, man weiß ja nicht, was Feld, was Rasen, was Blödsinn und was Blumenkohl! – So zog vorbei in langer Kette die lustigste Menagerie, mit allen Farben der Palette war es gefärbt, das liebe Vieh! – Das also ist die Kunst der Jungen! Die neue Kunst der neuen Zeit! Ich stand ergriffen und bezwungen vor dieser Zukunftsherrlichkeit. Und plötzlich wurde mir zu Mute, als würd‘ ich „kubisch“ eingetunkt – – da griff ich still nach meinem Hute und suchte den „Verschwindungspunkt“, und floh geschwind die gelben Schimmel, den „Klostergarten mit dem Reh“ und dankte meinem Gott im Himmel, daß ich die Welt – „altmodisch“ seh! – Hans Huckebein.
- rubric
- Kunstverein/Ausstellung im Kunstverein / Kunstausstellung
- Rubriken Kunst
- 16. Februar-9. März: Tierbild-Ausstellung: Franz Marc, Walter Klemm, Alfons Purtscher, Rudolf Schramm