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Jenaische Zeitung, 16.2.1913 Kunst und Wissenschaft. Roland Paris – Weimar, ein Künstler, der uns bereits durch die Jenaer Studentenkunstreformen bekannt ist, stellt zurzeit in der Buch- und Kunsthandlung Richard Müller, Löbderstraße, eine Anzahl seiner Karikaturen aus. Der bekannte Kunstkritiker Prof. Eggeling-Weimar schreibt über ihn: „Im Champagnerglase steigen die Perlen, Perle um Perle, und ein Verständiger freut sich des zierlichen Spiels. In der Phantasie des Künstlers steigen die Träume empor, Traum um Traum. Sie sind luftig-flüchtige Gebilde“ die Träume, und doch kann man ihre Gewebe mitunter auflösen und von der Art ihrer Gebilde den Ursprang [sic] ahnen; denn kein Geist erschafft die Welt aus sich neu. Man fühlt wohl, daß die Gestalten von Roland Paris in den[en] des Daumier, Rops, Beardslay [sic] und Markus Behmer Vorgänger haben und doch besitzen sie einen ihnen allen gemeinsamen, von ihrem Schöpfer gegebenen Charakter. Und wie aufsteigende Perlen unterhalten, reizen sie uns, wenn wir diese gewagten Zeichnungen und diese überaus charakteristischen Figürchen betrachten. Wie kühn sind an diesem armen Künstler, an dem Asylisten Höhlen gezeigt, wo man Knochen und Fleisch erwarten mußte und wie halten sich diese gespensterartigen Wesen doch auf ihren armen Füßen. Welch ein Schwung in den Kleidern und Gliedern dieser Tänzer und Tänzerinnen! Wie laut und doch zueinander stimmend diese Farben! Hier ist Herrschaft über die neueste Mode und die Fähigkeit, auch ihr einen künstlerischen Reiz zu verleihen. Um diese tollen Gestalten her ist Sünde und Geheimnis, Krankheit von Leib und Seele, Tod und Verderben; aber sie fesseln. Aus den Augen dieser hohen Dame in Grün und Violett tönt es uns entgegen: Wenn Du mich liebst, hilft es nicht mehr, Dich in Acht zu nehmen, und die aus dem Champagner entsteigende jubelt: Das Leben ist schön!
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