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- Jenaische Zeitung :...
- 240. Jahrgang
- Januar
- Nr. 20 : Freitag, d...
- Kunstverein Jena: S...
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Jenaer Kunstverein (DR), (DKR), (WR), (NSD/NS), (DDR), (BRD), (20.12.1903 - 1937; XX.02.1990 -)
- Zusammenfsg.
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Kunstverein Jena. - Stellungnahme zur Anfrage in Nr. 18 der „Jenaischen Zeitung“ - Am vorigen Sonntag hat im Volkshause die Generalversammlung der Mitglieder des Kunstvereins stattgefunden. Dort wäre die Gelegenheit gewesen, etwaige Bedenken gegen die Geschäftsleitung zu äußern. Statt dessen ist zu unserem Erstaunen zwei Tage später ein „Eingesandt“ in dieser Zeitung erschienen, das nicht nur die neueröffnete Ausstellung, sondern die gesamte Geschäftsführung des Kunstvereins einer Kritik unterwirft. Wir sind aber trotzdem bereit, im folgenden einige kurze Erklärungen abzugeben: Zunächst bedauern wir es außerordentlich, daß der Einsender sogar die privaten Vermögensverhältnisse eines ausstellenden Künstlers in den Kreis seiner Betrachtungen hineingezogen hat. Wir bedauern es umsomehr, als die Angaben unserer Kenntnis nach unrichtig sind. Bilder derjenigen Künstlergruppe, die als Futuristen bezeichnet werden, sind in Jena noch niemals ausgestellt worden. Die Futuristen gehen von der Möglichkeit aus, eine ganze Reihe von zeitlich auseinanderfallenden Eindrücken in einem einzigen Bilde zusammenzuführen. Wir halten diese Richtung für sehr problematisch, sind jedenfalls weit davon entfernt, darin das Ideal der Zukunft zu erblicken. Vermutlich zielt der Einsender auf den sogenannten Kubismus ab. Schon die Plastiker der Gotik versuchten mit scharf gegeneinander gestellten Flächen die Verhältnisse ihrer Figuren zum klaren Ausdruck zu bringen. Die moderne Malerei hat dieses technische Mittel der Plastik übernommen, um mit der Betonung des Kubischen aus der Fläche des Bildes in den Raum zu dringen. Die zur Zeit ausgestellten Werke veranschaulichen, welche fruchtbaren Anregungen der Kubismus starken und begabten Künstlern zu geben vermag, wie durch seinen Einfluß neben Farbe und Linie auch Raum und Maße zur Sprache gelangen. Der extreme Kubismus ist eine vorübergehende Erscheinung, aber Einflüsse desselben werden dauernd in der Geschichte der Malerei bemerkbar bleiben und auch in der Ausstellung moderner Kunst gegenwärtig hervortreten müssen. – Wir benutzen diese Gelegenheit über diese Sonderfragen hinweg allgemeine Gesichtspunkte anzusprechen, welche für die Geschäftsleitung maßgebend gewesen sind und maßgebend bleiben werden: 1. Es ist die Aufgabe unseres Kunstvereins, der Universitätsstadt Jena die verschiedenen Richtungen der Malerei vorzuführen, um dadurch die Mitglieder zu orientieren. 2. Deshalb wird mit Ausstellungen der älteren und mehr kon[ser]vativen Richtung und Ausstellungen der moderneren Strömung [ge]wechselt. Dies ist bisher schon geschehen. In Zukunft wird auf [sol]chen Wechsel noch mehr Gewicht gelegt werden, wie in der Gene[ral]versammlung näher ausgeführt worden ist. Doch müssen erst […] schwebenden Beziehungen, die teilweise schon vor mehreren [M]onaten angeknüpft worden sind, abgewickelt sein. 3. Jede Ausstellung ist als ein geschlossenes Ganzes gedacht. Der [K]unstverein muß daher erwarten, daß die Besucher nicht einzelne [Bi]lder herausgreifen und ihre Kritik lediglich auf die Extreme be[sch]ränken. Aus gleichem Grunde ist es auch eine ganz falsche Vor[ste]llung, daß der Vorstand des Kunstvereins jedes einzelne ausge[stel]lte Werk seinerseits für künstlerisch einwandfrei hält. [4]. Der Vorstand des Kunstvereins betrachtet es als seine vor[neh]mste Aufgabe, den schon begründeten Ruf Jenas als Kunststadt [zu] achten und zu fördern. Eine Stadt, die Hodlers mächtiges [Bi]ld aufnahm, Theodor Fischers Universität ihr eigen nennt, Rodin [zum] Ehrendoktor ernannt hat und Regers Musik einen breiten [Ra]um gewährt, darf erwarten, daß ihr Kunstverein ebenfalls weiten [un]d großen Gesichtspunkten nachstrebt, um vorurteilsfrei an die [Pr]üfung neuer Werte herantreten zu können. Der Vorsitzende und Geschäftsführer des Kunstvereins.
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- 19. Januar-12. Februar: Adolf Erbslöh, Alexander Kanoldt