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- Jenaische Zeitung :...
- 240. Jahrgang
- Januar
- Nr. 25 : Donnerstag...
- Zur Kunstvereinsaus...
- Erwähnte Institution
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Jenaer Kunstverein (DR), (DKR), (WR), (NSD/NS), (DDR), (BRD), (20.12.1903 - 1937; XX.02.1990 -)
- Erwähnte Person
- Zusammenfsg.
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Zur Kunstvereinsausstellung. Es sei dem Kunstverein gedankt, daß er die vielbesprochene Ausstellung zustande gebracht hat. Zweifellos ist sie radikal und dem Beschauer alter Schule zunächst ein Schock. Aber er wird es vielleicht zuwege bringen, sich diesen Bildern vorurteilslos hinzugeben. Manche Stücke Kanolds [sic] wird er vielleicht auch dann noch ablehnen, was man nicht unbegreiflich finden darf. Er ist tatsächlich oft kraß in der Anwendung seiner Mittel, die nur wirkungsvoll werden, wenn es sich um Hausblöcke handelt, während Landschaftliches vergewaltigt erscheinen wird. Nicht so Erbslöh. In seinen Landschaften ist ein schweres und wuchtiges Leben fühlbar und die radikale Form empfindet man hier als urwüchsig aufbauende Kraft des Dahinterstehenden. Ebenso intensiv im Farbaccord und eindringlich in der Plastik sind die herben, schweren Frauen. Von jeder Bewertung aber überhaupt abgesehen ist die Ausstellung, rein vom historischen Standpunkt, als Etappe in der Fortentwicklung der Malerei von großem Interesse. Die Bilder zeigen sich als Glied in der Entwicklung, die mit Gogh und Cézanne einsetzt, mit Künstlern, die sozusagen offiziell anerkannt sind, die aber von den Spöttern über die hiesige Ausstellung ebenso verlacht werden würden, trotzdem sich fast jede größere Museumsleitung um sie bewirbt und die Nationalgalerie Ankäufe gemacht hat. Diese ganze Richtung, die sich gegen das Zerflattern aller Linie im Lichte wandte und sich um starke, einfach zusammengehaltene Formen bemüht, diesen sogen. Expressionismus als eine Clique behandeln, die von Einigen gemacht werde, kann nur derjenige, der den Verlauf der letzten Berliner und Münchener Ausstellungen nicht kennt und nichts weiß von der Wirkung, die diese Tendenzen in der jüngsten Malergeneration finden. Die Ausstellung ist somit als Dokument einer gewichtigen Kunsttendenz von großem Interesse, ganz abgesehen von dem großen absoluten Wert, den viele ihrer Stücke haben. Es sei daher dem Kunstverein im Namen Vieler gedankt, daß er uns hier so schnell mit dem Neuen bekannt macht, wie es sonst nur in einer Kunstzentrale ermöglicht zu werden pflegt. R.
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[Autor vermutlich Franz Roh]
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- Eingesandt
- Rubriken Kunst
- 19. Januar-12. Februar: Adolf Erbslöh, Alexander Kanoldt