- A-Z
- Jenaische Zeitung :...
- 239. Jahrgang
- Juli
- Nr. 163 : Sonntag, ...
- Skizzen aus der Lan...
- Mentioned institution
- Mentioned person
- Painter
- size
-
2. Blatt
- abstract
-
In dem Großh. Museum am Karlsplatz ist eine sehr gute Ausstellung von Werken weimarischer Künstler, bei der man sich an tüchtiger Arbeit und Liebe zur Natur erfreuen kann. M. Merker hat fünfzehn Bilder geliefert, von denen man kaum weiß, welches einem das liebste ist. Man betrachte nur die feine Luft auf dem „Kinderfriedhof im Frühling“, oder die Farbensymphonie in dem kleinen Werk „Herbst im Webicht“. Auch „Fichtenwald bei Morgensonne“ und „Im fränkischen Jura“ sind sehr anziehend und stimmungsvoll, aber schließlich bleibt man vor den beiden kleinsten Bildern sitzen, denn die „Via Appia“ und „Sizilianische Landschaft“ sind so schön, daß man sie am liebsten gleich mit fortnehmen möchte. Der Künstler zeigt Italien und Sizilien nicht unter blauem Himmel und in strahlender Sonne, die „Via Appia“ erstreckt sich grau, in grauer Luft, geradeaus bis zu dem Grabmal der Cäcilia Metella; wie fein ist das alles empfunden und wiedergegeben! Man wendet den Blick nur ab, um ebenso bewundernd das charakteristische kleine Stück von Sizilien zu betrachten. – Wir haben schon oft Arbeiten von Merker gesehen und mit Freude eine jedesmalige Steigerung seiner Kunst bemerkt. Treues, fleißiges Versenken in die Geheimnisse der Natur belohnt sich immer. Beim Betreten des Saales fällt der Blick zuerst auf die rechts liegende Schmalwand, denn von dort springt einem geradezu der große „Kesselputzer“ von Alfred Queck in die Augen. Der weißgekleidete Mann und der blitzblanke Kupferkessel sind so plastisch herausgearbeitet, wie wir selten etwas gesehen. Durch einige Zutaten hat der Maler aus dem Bild fast ein Stilleben geschaffen, in kleinem Format – wozu der Vorwurf wohl besser geeignet wäre – hätte er ein Kunstwerk nach Art der alten Holländer daraus machen können. Ueber die Herrenportraits von Queck ist manches Gute zu sagen, für unser Empfinden fehlt ihnen aber noch eine persönliche Note; der Musiker am Klavier ist am lebendigsten, Bruno Celbo ist sehr ähnlich, aber es könnten den sechs Bildern etwas mehr Eigenart gegeben werden. Das „Bildnis des Fräulein E. H.“ finden wir dagegen sehr anziehend, sowohl in der Auffassung als in der Technik. Unter den übrigen Bildern von Alfred Queck – achtzehn an der Zahl – heben wir nur noch „Schafe am Frühmorgen“ und „Schafe bei der Heimkehr“ hervor. Ersteres ist gezeichnet, ganz in grün und gelb gehalten, und damit der einfachen Landschaft mit der Heerde und dem sitzenden Schäfer eine eigentümlich träumerische Stimmung gegeben. Auf dem zweiten Bild ist der enge Hof, in den die Schafe einziehen, von spätem Tageslicht und dem Licht einer Laterne beschienen. Dieses schon oft behandelte Zwielicht ruft hier so merkwürdige, reizvolle Effekte hervor, daß man sich lange an ihrem Studium erfreuen kann. Professor Fr. Albert Schmidt konnten wir durch seine Bilder schon oft auf den Reisen begleiten, die er aus Liebe zur Kunst und Natur unternommen hat, und wie freut man sich, wenn man einen schönen Fleck Erde, von dem man sich selbst nur schwer getrennt, auf seinen Skizzen wiederfindet. Die kleinen Skizzen, sie sind immer das erfreulichste, weil ursprünglichste von Professor Schmidts Arbeiten, sie enthalten den frischen Natureindruck, den sein für alles Schöne empfängliches Gemüt ins ich aufnimmt; während seine Bilder leicht durch zu viel Arbeit diese Frische verlieren und zu gemacht erscheinen. Heute ziehen uns – von den 29 ausgestellten Bildern – am meisten folgende an: „Neue Mühle bei Combs la Ville in Frankreich“; „Vorfrühlingsmorgen am Starnberger See“ mit den schneebedeckten Alpen im Hintergrund und dem feinen Duft über der Landschaft; „Buchen bei Bernvied“, eine vortreffliche Arbeit; „Hohlweg bei Murrhardt in Württemberg“, mit dem Durchblick in die weite Ferne; „Im Herbst pflügende Bauern in Frankreich“ – und ganz besonders – „Herbst an der Ischert im Elsaß“.
- rubric
- Skizzen aus der Landeshauptstadt
- Rubriken Kunst
- 1912