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- 239. Jahrgang
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3. Blatt
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Skizzen aus der Landeshauptstadt. S.A. Weimar, 19. Juni. […] In dem Oberlichtsaal im Museum am Karlsplatz dominieren die Zeichner der „Jugend“ und des „Simplizissimus“: Man weiß, wie viel Können in diesen Kreisen zu finden ist, die sich – mit wenig Ausnahmen – in den Dienst des Witzes, der Karrikatur, der Verzerrung, des Häßlichen und der Gemeinheit stellen. Wer Sinn dafür und Freude daran hat, möge sich die Sachen ansehen oder kaufen – sie zu beschreiben ist nicht gut möglich. In dem Dorndorfsaal ist eine recht gute Ausstellung, nicht himmelstürmend, aber erfreulich, alles in der angenehmen älteren Manier, bei der es sich von selbst versteht, daß man weiß, was man sieht und die nicht vergißt, daß Kunst mit Schönheit zu tun hat. Professor v. Eschwege hat die Schlacht bei Langensalza gemalt, man sieht die Batterie Blottwitz im Kampf mit hannöverischen Cambridge-Dragonern. Das Schlachtfeld ist gut übersehbar, durch den Pulverkampf ersieht man die Anordnung der Artillerie und im Vordergrund den Kampf der Kavallerie. Die Offiziere sollen Porträts sein, für ihre Angehörigen ist solch ein Bild gewiß eine schöne Erinnerung und interessant für Jeden, der Empfindungen für die großen Tage unserer Geschichte hat. Zwei hübsche Landschaften von demselben Künstler zeigen seine Vielseitigkeit und die großen Fortschritte, die er gemacht: „Park“ (hinter Belvedere) und „Vorfrühling“. Eine Anzahl Radierungen, lauter hervorragend schöne Blätter, sind für die Verlosung angekauft, sie sind von Feldmann, Jahn, Heilmann, Franck, Peter Halm, Graf, Reifferscheid und Bégot; von Linnig jun. sind die bekannten Porträts von Franz Liszt und Friedrich Preller dabei. Ein Oelbild von Fritz Gutmann „Am Kornfeld“ soll wohl der erste Gewinn der Verlosung sein. Ein Vitrius enthält Miniaturen von Anna v. Spreckelsen, teils Porträts, teils Landschaften auf Dosen, unter denen sehr hübsche und vortrefflich gemalte Stücke sind. D. v. Treutler hat zwei allerliebste Kinderporträts und drei von bekannten Damen aus der Weimarischen Gesellschaft ausgestellt. Sie sind sehr ähnlich und zeugen von gutem Geschmack und fleißigem Streben. Daniel Stouhus-München stellte einige sehr gute farbige Holzschnitte – Landschaften – aus und zwei kleine Köpfe, eines alten Mannes und einer alten Frau, die meisterhaft radiert sind. Paede-München zeigt uns vier weibliche Akte. Nur einer davon ist zu häßlich, um gezeigt zu werden, die anderen sind vortrefflich gemacht. Auch seine „Sommerfrische“ hat große Vorzüge, besonders in der Farbenfreudigkeit, aber hier fehlt es etwas an Luft und Ferne. Edenhofers kleines Aquarell: „Wiesenbächlein“ ist eine hübsche Naturstudie; Pietschmanns „Schlachtfest“ ist sehr wahr und gut gemacht; beide Künstler sind aus München.
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- Skizzen aus der Landeshauptstadt
- Rubriken Kunst
- 1912