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- Jenaische Zeitung :...
- 239. Jahrgang
- Juni
- Nr. 140 : Dienstag,...
- Kunstverein Jena
- Erwähnte Institution
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Jenaer Kunstverein (DR), (DKR), (WR), (NSD/NS), (DDR), (BRD), (20.12.1903 - 1937; XX.02.1990 -)
- Erwähnte Person
- Seitenbereich
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2. Blatt
- Zusammenfsg.
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Kunstverein Jena. Die Leitung des Kunstvereins Jena ist dankenswerter Weise von jeher bemüht gewesen, das Verständnis für die Entwicklung der neuen Kunst, insbesondere der Malerei, durch Ausstellungen von typischen Werken der verschiedensten Richtungen und Schulen nicht nur seinen Mitgliedern, sondern auch weiteren Kreisen zu erschießen. Dem Zweck soll auch die Ausstellung von Werken der Künstler-Vereinigung München dienen, die am Sonntag mittag vor einem Kreis von Kunstfreundinnen, Kunstfreunden und Künstlern im bekannten Oberlichtsaal des Volkshauses von Herrn Universitäts-Professor Dr. Botho Graef mit einer Ansprache eröffnet wurde, in der er eine treffliche Einführung in das Wesen von Jung-München vertretenen neuen Richtungen gab, eine Richtung, die übrigens nicht nur in Deutschland, sondern in verschiedenen Ländern Europas ebenso in Erscheinung getreten ist und darum ernste Beachtung verdient, mögen auch viele ihrer Schöpfungen zunächst fremdartig anmuten, ja verblüffen, weil sie ganz von dem abweichen, daß man bisher als Kunst zu achten gewohnt war. Da der fesselnde Vortrag des Herrn Professor Graef in Kürze ausführlich veröffentlicht werden soll, so sei hier nicht weiter darauf eingegangen, sondern es möge nur einiges zur Orientierung gesagt werden. Um dem Verständnis dieser neuen Richtung nahe zu kommen, muß man eben den rein genießerischen Standpunkt verlassen, muß diese als aus der inneren Notwendigkeit geborene und lebendig gewordene Kunst als lebende Kunst empfinden und ihr als solcher ihr Recht werden lassen. Diese jungen Künstler wollen sich von aller Tradition und damit schließlich von aller hergebrachter Konvention befreien und gingen deshalb zum Primitivsten zurück, um da wieder aus dem Ursprünglichen herauszuschöpfen. Wenn wir ein Jahrhundert zurückschauen, wie Ingres den Begriff der Bühne in seinen Bildern verwirklichte, wie Delacroix und Gourbet die Befreiung der Farbe aus dem Raum anstrebte, wie Manet, den Begriff der Bildebenen schuf, die Farbe als eine Funktion des Lichtes auffassend zum Pleinairismus kam, wie Monet diese Idee aufgriff, die Farben mildernd, und wie das zum Neoimpressionismus überleitet, der das Haften an der Materie, am Körperlichen mehr und mehr aufgibt, und den Farben zur Selbständigkeit verhilft, bis diese Bewegung in einem Abstraktismus endigt; wenn wir uns erinnern, wie daneben Gogh zur Geltung kommt, bei dem fast alles zur Linie wird, wie Cezanne zum musikalischen Farbenakkord kommt, Matisse anknüpfend die Zusammenhänge der Fläche noch einfacher gibt, so sind wir zum Expressionismus gelang. Nun ist die „Bildeinheit“ oberstes Prinzip, der Bildrhythmus der Linien und Flächen und Farbakkorde. In der Bildseinheit sucht der Expressionismus zusammenzufassen, was früher Impressionismus auszulösen pflegte. Uebrigens wird der Expressionismus von heute bereits von den „Kubisten“, und diese wieder von den „Futuristen“ zu überholen gesucht. Während die Eigenart der Kubisten vorwiegend technischer Natur ist, erstreben die Futuristen eine Revolution in so fern sie aufeinanderfolgendes nebeneinander wiederzugeben versuchen, was übrigens schon der naiven Malerei älterer Zeit nicht ganz fremd war. Dies sei für diesmal genug, um zu einem Besuch der Ausstellung anzuregen, der sich schon um deswillen lohnt, weil er einen Einblick in eine neue Phase der Entwicklung der modernen Malerei und somit schon rein informatorisch wertvolles bietet, mag man sich sonst zu den Bildern stellen wie man will. Im übrigen wird ja, wie schon bemerkt, eine eingehende Würdigung dieser neuen Kunst und ihrer hier ausgestellten Werke demnächst aus berufener Feder, zu zwar durch Herrn Professor Graef selbst erfolgen. K. Hagen
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- Kunstverein/Ausstellung im Kunstverein / Kunstausstellung
- Rubriken Kunst
- 16.-30. Juni: Neue Künstler-Vereinigung München: Wladimir von Bechtejew, Pierre Girieud, Erma Barrera-Bossi, Marianne von Werefkin, Alexander Mogilewsky, Adolf Erbslöh, Alexander Kanoldt, Alexej von Jawlensky