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- Jenaische Zeitung :...
- 239. Jahrgang
- Mai
- Nr. 122 : Sonntag, ...
- Kunst-Ausstellung
- Erwähnte Institution
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Jenaer Kunstverein (DR), (DKR), (WR), (NSD/NS), (DDR), (BRD), (20.12.1903 - 1937; XX.02.1990 -)
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- Autor(in)
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2. Blatt
- Zusammenfsg.
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Kunst-Ausstellung. Im Kunstverein ist diesmal eine besonders lehrreiche Ausstellung zu sehen, insofern sie die manigfachsten Weisen, Natureindrücke künstlerisch zu verarbeiten in sich vereinigt. Von der schlichten und sachlichen Darstellung bis zu ganz freien Fantasien. Da auch von den meisten Gattungen gute und minder gute Werke sich finden, so kann selbst der Laie, wofern ihm nur ernstlich um Erkenntnis zu tun ist, über das Wesen künstlerischer Gestaltung hier viel lernen. Voran stehen acht Bilder von Ludwig von Hofman, die fast durchweg den Künstler auf der Höhe zeigen. Da ist ein großes Bild: Frauen in bewegten Schritten Blumen in den Händen vor einer großen gelben Wolke, ein Thema, das der Maler schon öfters behandelt hat. Diese Fassung scheint mir besonders glücklich in der Bildeinheit und dem starken Ausdruck der Frühlingsstimmung. Es ist auch ein Pastell in Hofmans früherer Weise da, ein Bergsee, vorn unter Zweigen, die in wirkungsvollen Flächen herabhängen, zwei nackte Mädchen, hinten am anderen Ufer bunte Gestalten. Sehr eindrucksvoll ist ein Bild mit zwei Mädchen, die am Strande halb liegen, halb sitzen. Vielleicht wäre, wenn die Figur, die hinten im weißen Rock sitzt, fehlte, die Wirkung einheitlicher, und das originelle Bewegungsmotiv käme stärker zur Geltung. Aber bei weitem das schönste, überhaupt, eines der besten Bilder von Hofman ist die Bucht zwischen Bergen, wo vorn zwei Mädchen miteinander tanzen, rechts ein nackter Jüngling, der sich an den Zweig eines Baumes schwingt, hinten ein Segelschiff in der Bucht erscheint, das Ganze durch einen mattgrünen zarten und herben Grundton zusammengehalten! Vier Zeichnungen von Karl Hofer geben wenigstens eine Andeutung von der Kunst dieses ungewöhnlich begabten Schweizer Malers, der zur Zeit in Paris neue Anregungen von Greco in sich aufgenommen hat und verarbeitet. Sehr fein sind die Nelken und Rosen von Albert Trachsel aus Genf. Von den vier Bildern von Wenzel Hablik ist wohl das große Hasenbild das beste in der wirksamen Behandlung von Licht und Raum, der Wald wirkt auf der roten Wand etwas zu giftig in der Farbe. Eine gewisse Neigung, die Farbe in das Aufdringliche zu steigern, zeigen auch die anderen Bilder, auch streift die große Sicherheit der Malweise etwas an das Virtuose. Das Bild von Jawlensky in München ist eine farbige Vision von großer malerischer Kraft und Sattheit, und läßt auf eine ausgeprägte künstlerische Persönlichkeit schließen. Von den spezifisch modernen Bildern verdient wohl das von A. Kanoldt in München den Preis. Hier ist vollständige Umsetzung des Augenerlebnisses zur geschauten Bildeinheit, durchtränkt mit dem Empfinden und dem Temperament des Künstlers, von einer Intensivität, die stark wie das Böse wirkt. Erreicht ist das durch Anordnung der farbigen Flächen, die in kräftigen Tönen orange, blau, grün und etwas rot gegeneinandersetzt, und doch für feinere Abstufungen Raum behält. Gegen so starke Klänge haben die zahmeren und schlichteren Bilder einen schweren Stand. P. Tübbecke in Weimar wirkt wie ein Gruß aus der Zeit unserer Väter, Carl Lamprecht in Weimar malt tüchtige Landschaften im Sinne einer getreuen Wiedergabe des Tatsächlichen. Ernst Dorn ist ein begabter junger Maler, am besten ist ihm der Marktplatz mit dem Gewimmel von Menschen gelungen; auf dem Bilde unserer leider zum Tode verurteilten so wundervollen Camsdorfer Brücke ist am besten die Ferne. Dasselbe gilt auch von der Landschaft, die daneben hängt. Sehr dankenswert ist es, daß die Leitung des Kunstvereins uns auch wenigstens durch zwei Arbeiten mit dem bedeutenden Bildhauer Haller bekannt macht. Der vortreffliche Porträtkopf ist leider unter dem brutalen Oberlicht nicht ganz genießbar, aber umso stärker wirkt die nackte weibliche kleine Figur aus Bronze. Hier ist eigene intime Naturbeobachtung, höchstens etwas durch Maiolle etwas geleitet, große Vereinfachung der führenden Flächen und strenger rhythmischer Aufbau. So sieht Plastik aus. B. Graef.
- Rubrik
- Kunstverein/Ausstellung im Kunstverein / Kunstausstellung
- Rubriken Kunst
- Mai-Juni: Kollektivausstellung u.a. Ludwig von Hofmann, Karl Lambrecht, Paul Tübbecke, Wenzel Hablik, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Alexander Kanoldt, Albert Trachsel, Rudolf Tewes, Karl Hofer, Hermann Haller